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Susanne Krejsa MacManus' Fingerübungen

6/2011: Wikipedia: Heiße Kämpfe

„Who-is-who“ ist out, denn Wikipedia ist in: Wer im 'freien Online-Lexikon' gefunden werden kann, ist offenbar wichtig. Mit ein paar Tricks kommt man hinein, aber die Wikipedianer schlafen auch nicht: Nach heißen Diskussionen („Dieser Artikel ist eine Lobeshymne auf eine vorbestrafte Betrügerin“) kann ein Eintrag von einem Administrator gelöscht werden.

Die leidenschaftlich geführten Kämpfe entgehen allen Usern, die Wikipedia nur zum Nachschauen unbekannter Fakten benützen. Wer aber die Diskussionsseite anklickt, die jeden Artikel begleitet, bekommt das pulsierende Leben mit.

Selbstdarsteller, PR-Berater und ‚anwaltliche Vertreter’ („Wer, wenn nicht Frau .. selbst, könnte besser die Richtigkeit der im Internet über sie verbreiteten Informationen beurteilen?“) prügeln sich mit Sach-Autoren: „Könnte man denn den Artikel selbst nicht mit einem fetten Warnhinweis versehen, dass der Text von Frau P. und ihren 'Beauftragten' unter dem Decknamen ‚Versachlichung des Artikels’ zu den eigenen Gunsten bearbeitet und geschönt wurde, sowie jegliche kritische Anmerkung aus Prestigegründen entfernt wurde?“

Trotz ständiger Aufrufe zur Mäßigung und Einhaltung der Wikiquette wird gestritten, was das Zeug hält: „Und nur weil du das behauptest soll es so stimmen?“, „das klingt ja nach kronen zeitung hier“, „Ich bedaure ... den Missbrauch des guten Wikipedia-Konzeptes durch die Veröffentlichung platter Dreckschleudereien, wie sie in jeder Boulevard-Postille nachgelesen werden können“.

Neben den Befürwortern der einen oder anderen Ansicht („Hat wohl bestimmten Leute nicht in den Kram gepasst?“) tummeln sich auch die freiwilligen Deutschlehrer, professionellen Besserwisser und Sprachapostel: „Da die Wikipedia sich an deutschsprachiges Publikum richtet, sollten Beiträge in allgemein verständlichem Hochdeutsch verfasst werden. Volkstümlich anmutende Begriffe wie ‚angelobt’ oder ‚Jänner’ sind insofern zu unterlassen und durch hochdeutsche Worte zu ersetzen.“

Obwohl jeder Artikel ausreichend ‚bequellt’ sein muss (bequellt = mit Quellen versehen), ist Wikipedia in seriösen akademischen Arbeiten nicht zugelassen. Doch hier setzt ein Umdenken ein: „Manche Dozenten erwarten im Rahmen von Seminaren oder Übungen von ihren Studierenden, dass sie Seminararbeiten oder Hausarbeiten in Wikipedia einstellen.“ Das wiederum stößt bei den Wikipedia-Autoren auf wenig Begeisterung, denn die Qualität ist oft schlecht und die Relevanz nicht gegeben. 

Wenn sich kein ‚Alter Hase’ findet, der den Text tauglich macht, ist die Gefahr der Löschung groß. „Verzweifelte Studierende hinterlassen dann solche Nachrichten: ‚Bitte löscht den Artikel bis zum Semesterende nicht, sonst bekomme ich keinen Schein, danach ist mir alles egal.’“

Meine bisherigen 'Fingerübungen' und Newsletter können hier nachgelesen werden. Ich freue mich, wenn sie weiterverbreitet werden!

Meine Fingerübungen kommen hin und wieder, wenn ich etwas zu erzählen habe.
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