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Susanne Krejsa MacManus' Fingerübungen

12/2011: Kostbare Geschenke

Alle Bilder: Sammlung ÖNB

Eure kaiserliche und königliche Hoheit! Durchlauchtigste Frau Prinzessin!

„Mit großer Freude begrüßen die Freiwilligen Feuerwehren von Nieder-Österreich das bedeutungsvolle Ereignis der Vermählung Eurer kaiserlichen und königlichen Hoheiten und bringen ihre aufrichtigsten Glückwünsche dar. Habsburgs Thron möge blühen und gedeihen in alter Herrlichkeit.“ 1881 heiratete Kronprinz Rudolf Prinzessin Stephanie, Tochter des belgischen Königs Leopold II. Zu feierlichen Anlässen wie Hochzeiten, Geburten, runden Geburtstagen, Jubiläen oder Trauerfällen wurden dem Kaiser oder der Kaiserin – gelegentlich auch nahen Mitgliedern des Kaiserhauses – Glückwunschschreiben und Geschenke überreicht.

Huldigungsadresse der Assekuranz. Zum Vergößern anklicken

Auch wenn die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Niederösterreichs „mit Liebe und Treue an dem Allerhöchsten Kaiserhause“ hingen, kamen derlei Geschenke von Vereinigungen, Körperschaften, Religionsgemeinschaften und Einzelpersonen nicht ohne Hintergedanken: In vielen Fällen wollte man die eigene Bedeutung präsentieren oder Geschäftsanbahnungen fördern, natürlich erwartete man sich aber auch Titel, berufliche und wirtschaftliche Vorteile. Daher musste man vorher anfragen, ob ein Geschenk überhaupt angenommen würde. Außerdem: was hätte Kaiserin Elisabeth (‚Sisi’) beispielsweise mit mehreren hundert Hunden anfangen sollen?

Rund 3500 derartiger ‚Adressen’ werden in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt, die meisten aus den Kronländern, ein Drittel aus Ungarn. Rund ein Dutzend wurden von Feuerwehren gestiftet. Die prächtig ausgestatteten Kassetten, Kästchen und Rollen mit den entsprechenden Texten waren dem Zeitgeschmack gemäß üppig verziert und verrieten die meisterhafte Kunstfertigkeit der Metalltreiber, Maler, Gürtler und Goldschmiede. Für uns sind sie sowohl eine Augenweide als auch eine Dokumentation der Arbeitstechniken des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Beispielsweise liegt die wortreiche Gratulation der Niederösterreicher in einem Prachtband aus naturfarbenem Pergament mit farb- und goldgeprägtem Zierstreifen, Eckornamenten und einem Schild mit gegossenen Feuerwehremblemen. Innen sind die Deckel mit gelbbraunem Brokat bespannt.

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Schlesiens Feuerwehren ließen einen Prachtband aus dunkelblauem Samt produzieren, der eine Widmung in Goldstickerei trägt, die umgeben ist von Wappen, Krone Eichenlaub und Feuerwehrgerätschaften in plastischer Woll- und Goldstickerei. Innen besteht der Einband aus roter Moiréseide.

Feuerwehren Tirol und Vorarlberg

Die Feuerwehren Tirols und Vorarlbergs verpackten in ihren Samtband mit Gussarbeiten 48 unterschriebene Blätter mit der bildlichen Darstellung eines Feuerwehrmannes mit Gerät, Wappen und Krone in Umrahmung.


Liebevoll gearbeitete Symbole

Besonders schön ist auch die rote Samtkassette aus dem böhmischen Chrudim: Sie trägt silberne Zierleisten, im silbernen ovalen Medaillon (als Spritzenschlauch ausgebildet) umgeben von Feuerwehremblemen die Anfangsbuchstaben des glücklichen Brautpaares aus Pergamentblüten und schließlich noch silberne Schließen.

Eines der prunkvollsten Stücke der ganzen Sammlung ist eine von der Wiener Werkstätte aus Silber, Gold, Elfenbein und Halbedelsteinen angefertigte Kassette, die dem Kaiser bei einem Fabriksbesuch der Skoda-Werke in Pilsen überreicht wurde. Sie diente in erster Linie der Selbstdarstellung der Waffen- und Maschinenfabrik – man wollte sich an allerhöchster Stelle als potenzieller Geschäftspartner präsentieren. In der Kassette befanden sich auch Referenzen: etwa die Fotografie eines für das holländische Königshaus gebauten Panzerschiffs.

Die Herkunft der Huldigungsadressen verrät auch einiges über die Anliegen religiöser oder nationaler Minderheiten, die am Wohlwollen des Kaisers besonderes Interesse hatten. Die Evangelische Kirche Wien überreichte dem Kaiserpaar zur Silberhochzeit eine protestantisch-schlicht gehaltene Huldigungsadresse aus blauem Glanzleder mit einfachen Silbergussarbeiten.

Auffallend viele Huldigungsadressen stammen von jüdischen Gemeinden, die sich Franz Joseph besonders verbunden fühlten. Keinen Lobbyismus hatte hingegen die Katholische Kirche nötig: Sie war sich der Unterstützung des Kaisers offenbar stets gewiss.


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