Susanne Krejsa MacManus' Fingerübungen |
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7/2017: Bitte anschnallenObwohl man die Sicherheitsanweisungen nach ein paar Flügen schon fast im Schlaf herunterbeten kann, würden Aufregung und Panik den gesunden Menschenverstand möglicherweise blockieren und alles vergessen lassen. Dessen eingedenk bemühe ich mich redlich, den Demonstrationen im Flugzeug auch zum hundertsten Mal aufmerksam zuzuhören: Wie zieht man die Sauerstoffmaske zu sich heran und befestigt sie korrekt über Mund und Nase? Wo ist die Schwimmweste und wir stülpt man sie über? Wann muss man an der Schnur ziehen? Und wo ist eigentlich jetzt der Notausstieg? Manche FlugbegleiterInnen nehmen das Desinteresse der meisten Passagiere mit Humor, manche mit Ironie: „Wir wünschen allen Passagieren, die zugehört haben, einen guten Flug - und den anderen viel Glück!" Andere singen ihren Text, wieder andere rappen ihn und animieren die Passagiere zum Mitklatschen. Ob das eine einmalige Glanzleistung war oder laufend wiederholt wird, weiss ich nicht, aber hier kann man es anschauen. Viele Fluggesellschaften vermitteln ihre Sicherheitsdemonstrationen inzwischen per mehr oder weniger lustigen Videoclips; vielleicht hatte das Flugpersonal einfach keine Lust mehr, die ewig gleichen Sprüchlein aufzusagen; vielleicht sollten aber tatsächlich neue Wege gefunden werden, um die Lethargie der Passagiere zu überwinden – wie Air New Zealand mit seiner Mittelerde. Virgin Airlines ist mit seinem Video dagegen ein bisschen übers Ziel hinaus geschossen – bei zuviel Entertainment gehen die Informationen leicht unter. Zu den allgemein gelobten Videos gehört auch eines der britischen Thomson Airways: Kleinkinder vermitteln mit großer Ernsthaftigkeit die Sicherheitshinweise; die vierjährige ‚Flugbegleiterin’ Alice sorgt mit anderen Kindern dafür, dass man sich das Video unbedingt bis zum Ende anschauen will. Wie Profis zeigen die Kinder, wo die Notausgänge zu finden sind und wie man sich richtig an- und abschnallt. Man kann sich gut vorstellen, welchen Spaß die Dreharbeiten gemacht haben. Einen guten Mittelweg zwischen sachbezogen und optisch unterhaltsam habe ich unlängst bei einem Swiss-Flug gefunden: Man begleitet entzückend gezeichnete Figuren und verliebt sich in den kleinen Sohn, einen blonden Strizzi mit cooler Schiebermütze.
Vielleicht soll das mehr oder minder Lustige uns darüber hinwegtäuschen, dass die Sicherheitsanweisungen immer umfangreicher werden: Seit eine Passagierin die Fluggesellschaft erfolgreich geklagt hat, weil ihr beim Öffnen der Ablagefächer ein Gepäckstück auf den Kopf gefallen ist, werden wir auf entsprechende Gefahren hingewiesen. Seit auf Flügen Smartphones explodieren, werden wir aufgefordert, auf Erwärmungen derselben zu achten und sie umgehend zu melden. Meine Fingerübungen kommen hin und wieder, wenn ich etwas zu erzählen habe. |
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