Susanne Krejsa MacManus

Oh – eine Schlange!

„Ob Schlange wirklich drin ist, wenn Schlange draufsteht, wissen wir nicht“, warnte mich der Archivar Stefan Sienell im historischen Lesesaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. „Das wissen nur die Autoren selbst, wenn sie ihr Dokument versiegeln und uns zur Aufbewahrung übergeben.“ „Macht nichts“, antwortete ich, „ich versuche es, vielleicht finde ich ja etwas Spannendes.“ 

Tatsächlich wurde ich fündig, wenngleich sich keine Schlange vor meinen Augen ringelte: Das Schreiben des Arztes Adolf Mechner (1897-1988) aus dem Jahr 1936 befasste sich mit seiner Entwicklung einer Schnupfensalbe aus Schlangengift, die unter dem Namen ‚Viperin‘ in den Handel kam und jahrzehntelang ein weltweiter Verkaufserfolg war, bis es durch die neuentwickelten Antihistaminika abgelöst wurde. (Mehr dazu siehe www.geschichtewiki.wien.gv.at/Adolf_Mechner)

In diesem Fall war also wirklich Schlange drin. Aber wie steht es bei der folgenden Meldung aus dem Jahr 1897?

„Nach uns zugegangenen, vollkommen authentischen Berichten wird seit längerer Zeit Kwizda’s Fluid, Marke Schlange, von gewiegten Touristen und Reitern nach und vor anstrengenden Touren mit bedeutendem Erfolge angewendet. Das Kwizda’sche Fluid, Marke Schlange, hat, wie man uns eben mittheilt, die Eigenschaft, die Muskeln des menschlichen Körpers widerstandfähig und ausdauernd zu machen, so daß die größten Strapazen mit Leichtigkeit überwunden werden können. Andererseits verleiht dieses Mittel durch seine Ingredienzien den erschlafften Muskelpartien vollste Wiederbelebung und behebt jede Müdigkeit und jeden von Ueberanstrengung herrührenden Schmerz. Für Fußgeher und Reiter ist dieser, uns von Fachleuten zugekommene Wink gewiß von höchstem Werthe."

Warum die Wahl auf den Namen ‚Schlange‘ fiel, lässt sich auch nach längerer Suche im Firmenarchiv nicht mehr beantworten. Laut dem Pharmaziehistoriker Franz Biba bestand der Inhalt des Fluids weder aus Schlangengift noch aus Schlangenfleisch, sondern vermutlich aus Aromastoffen von Paprikagewächsen. Die gewerbliche Anmeldung erfolgte am 21. November 1895. Als Markenzeichen ringelte sich eine Schlange um Hygieias Schale und um die Initialen des Herstellers Franz Joseph Kwizda (1827- 1888). Obwohl etwa ein Viertel der erwachsenen Menschen in Mitteleuropa behandlungsbedürftige Angst vor Schlangen hat – lateinisch ophidiophob sind –, war auch dieses Produkt jahrzehntelang ein großer Erfolg. 

In Wahrheit schlangenlos sind wohl auch die ‚Schlangen‘-Produkte der thailändischen Firma British Dispensary, etwa der kühlende Körperpuder ‚Prickly Heat Cooling Power‘, den es seit fast 80 Jahren gibt. Das Markenlogo zeigt eine Schlange, die im Gras sitzt und einen Pfeil im Maul hat. Vermutlich beruht die Wirkung darauf, dass einem schon beim Gedanken an die Schlange kalt wird …

 

Themenwechsel:

Ich habe eine neue Website! Die Adresse meiner Internetpräsenz ist dieselbe geblieben, aber sie ist um Jahre verjüngt und jetzt auch am Handy gut lesbar: www.krejsa-macmanus.eu! Mag. Johannes Egger www.johannesegger.at hat sie für mich entwickelt und geduldig alle meine Wünsche umgesetzt. Über Kommentare freuen wir uns.