Susanne Krejsa MacManus

Unerwartete Begegnungen

Es läutet an meiner Tür. Ich will nicht aufmachen, denn ich erwarte niemanden. Dann siegt die Neugierde doch und ich gehe schauen. Draußen steht ein Spendensammler für eine Krankentransport-Organisation. Ich hab zum Jahresende eigentlich genug gespendet und will die Türe wieder schließen, erbarme mich dann aber doch. Die Organisation gibt’s wirklich, wie mein prüfender Blick auf Google sagt.

Während er meine Daten in sein Tablet eintippt, frage ich ihn, was er sonst macht. Ich denke an Ambulanzfahrer, Krankenpfleger, vielleicht Arzt? Seine Antwort überrascht mich: Fotojournalist und Dokumentarfotograf in Afrika. Er ist Wiener und lebt seit einigen Jahren im Senegal. Zuvor ist er durch die Welt gereist, bis er sich für ein Studium entscheiden konnte: Äthiopien, Kenia, Japan, Jamaika, Haiti, Südafrika, Mosambik, Brasilien … Schließlich entschied er sich für Soziologie und Anthropologie, am London Imperial College machte er seinen Master in Public Health & Epidemiology. Seine Fotos sind atemberaubend: www.stefankleinowitz.com

Auch ich reise gerne, aber mich zieht es mehr nach Asien. Mein Interesse an Afrika war bis vor Kurzem fehlend. Doch dann schrieb mein englischer Schwager ein Buch über seine Zeit als Auslandskorrespondent in Afrika während der politisch turbulenten Jahre 1975 bis 1980. Aus Marketinggründen verpackte er es in eine Liebesgeschichte, doch gibt’s familienintern auch seine Berichte und Erinnerungen, sodass wir beim Lesen des Romans viel aus seinen Schilderungen wiedererkennen konnten. Ein Glück, dass er es überlebt hat, trotz all den Gefahren, in die ein Journalist in Kriegszeiten so hineinstolpert – im wahrsten Sinn: Love in a Lost Land. https://jamesmacmanus.com

„Hineingestolpert“ ist auch mein Ex-Mann in sein Afrika-Thema: Anlässlich seiner Tätigkeit für internationale Organisationen wanderte er in freien Stunden in Brüssel herum und kam mit einem Mann aus Kamerun ins Gespräch. Mein Ex wurde neugierig, ließ sich die Entstehung von und den Umgang mit kulturellen Objekten schildern, begann mit eigenen Studien, bereiste mehrfach das Land, startete Projekte mit einigen Königsfamilien, wurde selbst einer ihrer Würdenträger, nahm Ethnologen und Fotografen mit und baute eine bedeutende Sammlung auf: Masken, geschnitzte Figuren, „ausgediente“ Thronsessel, deren magische Kraft in einer Zeremonie auf neue Stücke übertragen worden war. Schließlich übergab er die gesamte Sammlung samt zugehöriger Bibliothek an das Museum Humanum im Waldviertel, wo es ausreichend Platz für die Objekte gibt: www.kulturbruecke.com

Und dann höre ich bei einem Meeting an der MedUni Wien von einem befreundeten Professor, dass er gerade am Weg nach Afrika ist, als Vizepräsident der Cardiac Surgery Intersociety Alliance (CSIA). Im Juli 2024 fand die 1. Partner-Trainingswoche im Maputo Central Hospital in Mosambik statt. Anders als bei anderen – ebenfalls lobenswerten – Initiativen führen die Teilnehmer der CSIA die Operationen nicht selbst durch, sondern trainieren lokale Chirurgen in Operationsmethoden, die in diesen Ländern noch nicht etabliert, aber für die lokalen Krankheitsverläufe extrem hilfreich sind. de.wikipedia.org/wiki/Bruno_Podesser

Afrika ist reich an Überraschungen.