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Susanne Krejsa MacManus' Fingerübungen

9/2015: Mutters Kuchen

Ich kann weder singen, noch tanzen, noch malen. Ich bin nicht sportlich und in Mathematik bin ich auch schlecht. Ich hab nur ein einziges Talent.

http://de.muvs.org/verhuetung/selbstbeobachtung/konzip-empfaengnisrad-id1008/

Seit Jahr und Tag schreibe ich also. Jetzt gerade an einer Biographie über den österreichischen Gynäkologen und Wissenschafter Hermann Knaus (1892-1970). Manche erinnern sich noch voller Schrecken an den Knaus-Ogino-Kalender, mit dessen Hilfe hormongesteuerte Jugendliche versuchten, nicht allzu früh Eltern zu werden.

Knaus ist mir sehr ans Herz gewachsen. Dabei war er eigentlich kein kuscheliger Typ, im Gegenteil. In seinen Publikationen und Vorträgen teilte er gründlich aus: Kein Kollege durfte es wagen, seine Erkenntnisse zu bezweifeln. Knaus’ Polemiken waren berühmt. Das macht es für einen Biografen richtig schön. Schwefelsaure Satzkonstruktionen aus Knaus’ Auslassungen liefern großartige ‚O-Töne’, die meinen Text sehr beleben.

Doch auch ohne diese ‚Würze‘ wären seine Forschungsarbeiten faszinierend: Mit unvorstellbarer Genauigkeit und Ausdauer ersann und variierte er seine Versuchsanordnungen, bis er jede denkbare Kombination überprüft hatte. Berühmt wurde er durch die Aufklärung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus der Frau. Was sich hier auf einen einzigen Satz reduzieren lässt, werde ich in meinem Buch ausführlich darstellen.

Damit hätte er genug für ein ganzes Forscherleben geleistet, doch trieb es ihn weiter. Wodurch wird die Schwangerschaft aufrechterhalten und was ist der unmittelbare Auslöser der Geburt? Auch dazu forschte, dachte, schrieb und ‚predigte‘ er gründlich. So erkannte er auch die bedeutende Rolle der Plazenta (vulgo ‚Mutterkuchen‘), die von anderen als unbedeutendes Anhängsel angesehen worden war. Sie hatten Unrecht: „… alle übrigen Organe (können) einzeln mißgebildet sein oder fehlen, ohne den Tod des Fetus zu bedingen, wenn nur sein Herz weiterschlägt und die Plazenta funktioniert.“

Da ich möchte, dass meine lieben Leserinnen und Leser mein Buch kaufen werden, setze ich hier nicht weiter fort. Außerdem fehlen mir eigene Erfahrungen mit derlei Dingen.

Weil Journalisten jede Gelegenheit zur Recherche nützen, habe ich dieser Tage meinen Kenntnisstand erweitert. Baby war gerade zwei Tage alt und die Erinnerungen an die Geburt noch frisch. „Wie war es denn so?“, erkundigte ich mich bei meiner erheirateten Tochter. So wurde ich in mancherlei Geheimnisse eingeweiht, die mir ansonsten unbekannt geblieben wären.

http://traummusik.com/wallpaper/rosa_u_rote_rosen.html

Beispielsweise über die Verwendungsmöglichkeiten obgenannter Plazenta. Als Rosendünger werden sie sehr empfohlen (mindestens 1 m tief unter die Erde!). Das hielt ich für typisch britische Exzentrik, erfuhr aber aus einer Umfrage der Zeitschrift ‚Eltern‘, dass es auch in unseren Breiten nicht unbekannt ist. Wer keine Rosenstöcke besitzt, kann seine Plazenta der Wissenschaft schenken (Stichwort ‚Stammzellenforschung‘), zu homöopathischen Kapseln pressen lassen oder gleich so essen. Rezepte über erprobte Zubereitungsarten sind im Netz zu finden.

Wenn Sie mir bis hierher gefolgt sind, wäre es schade, wenn Sie sich jetzt abwenden. Denn jetzt treibt mich die essentielle Frage: Ist das auch für Vegetarier okay?

Diese Erwägung betrifft weniger die Gaumenfreuden als die Ethik: Wenn die Verweigerung von Fleisch am Speisezettel aus dem Postulat entstanden ist, Tieren jegliches Leid zu ersparen, dann wäre der Genuss der Plazenta unbedenklich. Doch im Laufe der Geschichte hat sich die Bewegung des Vegetarismus von dieser Grundüberlegung gelöst und jedwedem Gemüse das Label ‚gut‘ und jedwedem Fleisch das Label ‚böse‘ verpasst. Damit fällt Plazenta unabhängig von seiner Herkunft in die Kategorie ‚böses Fleisch‘. Es sei denn, wir folgen der Bloggerin ‚Majaneu73‘, die das Essen seines eigenen Körperteiles für (Selbst-)Kannibalismus hält.

www.beauty-agent.de

Zurück zu ‚unserem’ Baby:

Laut Opa ist sie das schönste Baby, das jemals geboren wurde.


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