Publizieren, publizieren!

Wer akademisch vorankommen will, muss englisch publizieren. Dafür kann man sich Unterstützung holen, ohne gegen das Ehrlichkeitsgebot zu verstossen.


Wer eine akademische Karriere anstrebt oder sich gegen Ende seines Studiums zumindest die Option dafür offenhalten will, muss publizieren - und zwar auf Englisch. Die guten Zeitschriften lassen die eingereichten Arbeiten entweder durch einen Peer-Review-Prozess oder durch ein hausinternes Begutachtungssystem laufen. Die Ablehnungsquote ist hoch; im günstigsten Fall bekommt man die Aufforderung, sein Paper zu überarbeiten; fast nie wird ein Manuskript auf Anhieb akzeptiert.


Die Qualität der Feedbacks ist unterschiedlich: Manche bringen einen tatsächlich weiter, andere sind kryptisch, weil bloß kurz und ruppig. Das Überarbeiten ist mühsam, weil man sich erst wieder in Materie, Versuchsaufbau und Gedankengänge einarbeiten muss; und es kostet eine Menge Zeit. Es kann durchaus vorkommen, dass man sein Werk ein zweites Mal zurückbekommt, häufig mit der Aufforderung, Grammatik und Satzbau zu verbessern.


Von der baldigen Veröffentlichung kann die Zukunft abhängen: Fristen für Anträge auf Post-doc-Positionen, Grants, Drittmittelanstellungen etc. sind einzuhalten. Es macht Sinn, sich in zwei Richtungen nach professioneller Unterstützung umzuschauen: Schreib-Coach und Proof-Reader.


Der Schreib-Coach ist im Idealfall ein Native Speaker mit eigener akademischer Erfahrung. Im Gespräch mit ihr/ihm werden Aufbau und Struktur des Manuskriptes verbessert, Gedankengänge klarer entwickelt, Resultate besser dargestellt, Schlussfolgerungen kritisch überprüft. Sie oder er muss nicht ‚vom Fach‘ sein, aber erfahren in Struktur und Wording akademischer Diskurse und dem Erkennen vermeidbarer Hinterhalte. Mit einem ‚native Speaker‘ zu arbeiten bringt noch etwas weiteres: Deutschsprachige akademische Texte enthalten extrem lange Sätze mit vielen Nebensätzen und Einschüben. Damit stehen sie in Gegensatz zum akademischen Sprachgebrauch im angloamerikanischen Raum. Ein Beispiel dafür lieferte John Veit Wilson, Emeritus Professor of Social Policy at Northumbria University. Nachdem er ein deutsches Fachbuch übersetzt hatte, beklagte sich der Autor über das ‚plain English‘, das seiner Meinung nach die Komplexizität der deutschen Gedanken nicht ausreichend übertragen könnte.


Die zweite professionelle Unterstützung kommt vom Proof-Reader. Sie ist besonders hilfreich beim Verfassen längerer Artikel, Beiträge für Fachbücher etc. Wie das geht, hat der Verleger und Herausgeber Steve MacManus beschrieben: Man geht im Idealfall dreimal über den Text. Beim ersten Mal wird auf Sinnhaftigkeit geprüft. Gerade beim Übersetzen ursprünglich Deutsch geschriebener Manuskripte oder beim Schreiben in einer Sprache, die nicht die eigene Muttersprache ist, kann der Sinn leicht einmal verloren gehen.

Beim zweiten Lesen geht es um Rechtschreibung und Zeichensetzung, die im Englischen bekanntlich recht heimtückisch sein kann. Der dritte Lesedurchgang läuft rückwärts: Man beginnt am Ende und arbeitet sich zum Anfang vor. „Damit zwingt man sein Hirn, jedes einzelne Wort kritisch zu hinterfragen. Außerdem fallen dabei Fehler auf, die bei den ersten beiden Durchgängen übersehen wurden.“