Susanne Krejsa MacManus' Fingerübungen |
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9/2014: Nur ned hudelnIm Schnitt kommen 97,3 % der ÖBB-Reisezüge in Niederösterreich pünktlich an. Voriges Wochenende saßen wir leider in einem der restlichen 2,7 %. Auf den 60 km von Wien nach St. Pölten hatte er eine Verspätung von 10 Minuten. Weil wir gerade von Prozentsätzen sprechen: Die Verspätung betrug 33 % der geplanten Reisedauer. „Keine Angst,“ beruhigt uns die freundliche Stimme aus dem Lautsprecher, „wir kümmern uns um Ihre Anschlusszüge.“ Wenig später: „Der Zug nach Pöchlarn wartet auf Sie auf Gleis 6, bitte schnell umsteigen.“ Die nahegelegene ‚Nibelungenstadt’ Pöchlarn ist sicher einen Besuch wert, aber wir wollen eigentlich nach Gösing. Verdrossen pilgern wir ins ÖBB-Reisecenter am Bahnhof. „Sie hätten halt einen früheren Zug nehmen müssen“, belehrt uns eine schnippische Mitarbeiterin, die von den neuen ÖBB-Kommunikationsschwerpunkten ‚Respekt’, ‚Dialog’ und ‚Transparenz’ offenbar nichts hält. Jetzt rufen wir das NÖVOG-Infocenter an, angeblich täglich von 7 bis 17.30 besetzt. Besetzt sind leider auch alle Leitungen, zumindest versichert uns das eine Tonbandstimme so oft, bis wir resigniert aufgeben. Dass an einem Herbstsamstag zu Mittag alle Leitungen frequentiert sind, glaubt denen kein Mensch; viel eher genießt wohl ein einsamer Journaldienst ein Ruhestündchen in der Sonne. Bis zum nächsten Zug nach Gösing haben wir jetzt: 2 Stunden Zeit. Außerdem Zorn. Und Hunger. In St. Pölten kennen wir ein nettes Cafe. „Kuchen ist aus“, erfahren wir zur Begrüßung. Wie bitte? Seit Tagen weiß jeder Wirt, dass dieses Wochenende wettermäßig noch ein gutes sein und ihm Umsätze bescheren wird. Da knetet, rührt und bäckt man doch gleich doppelte Mengen. Dann halt bitte eine Gemüsequiche. Was da kommt ist oben kalt, aber an der Seite hart wie ein zu lange gebratenes Brett. Weil die Serviererin ja nichts dafür kann, fragen wir mit verständnisvoll-verschwörerischer Stimme, ob das Küchenteam gewechselt hat. „Man geht heute am besten gar nicht in die Küche, denn auch zu uns sind sie nicht nett.“ Das Wochenende ist vorbei und wir fahren zurück. Unser Zug hat sich mit stromfressenden Zusatzwaggons übernommen und kommt daher mit Verspätung in St. Pölten an. „Wer mit der Mariazellerbahn in die niederösterreichischen Voralpen reist, muss sich ein wenig Zeit nehmen. Aber besser kann man die Zeit sowieso nicht nützen“, sagt die NÖVOG auf ihrer Homepage. Fazit: 3 von 4 Zügen hatten Verspätung. P.S.: Als ‚pünktlich’ definieren die ÖBB in ihrer Statistik jeden Zug, der nicht mehr als 5 Minuten Verspätung hat. P.P.S.: In Japan müssen sich Fahrer des Schnellzuges Shinkansen schriftlich rechtfertigen, wenn sie mehr als 15 SEKUNDEN Verspätung haben. Mein Newsletter kommt hin und wieder, wenn ich etwas zu erzählen habe. Man kann ihn über meine Homepage abonnieren www.krejsa-macmanus.eu. Wer ihn nicht mehr mag, schickt mir eine mail unter susanne@krejsa-macmanus.eu Meine Fingerübungen kommen hin und wieder, wenn ich etwas zu erzählen habe. |
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