Aus FiFs* busy life: Donna Quichottas Kampf mit dem Kontaktformular

Der Energieversorger ihrer Wahl machte FiF letztens einen guten Vorschlag: Man könnte die ausgedruckten-gefalteten-kuvertierten-frankierten und zur Post geschleppten Rechnungen kostensparend, umweltfreundlich und bequem durch Online-Rechnungen ersetzen.

 

Nein, FiF fragte nicht lauernd zurück, wessen Kosten hier gespart werden könnten, sondern war ausnahmsweise friedlich und nützte die elektronische Antwortmöglichkeit, um den Vorschlag zu akzeptieren und die Umwelt hinkünftig von papierenen Rechnungen für Strom und Gas zu entlasten.

 

Hätte der Dienstleister daraufhin mufflig geschwiegen, wäre die Geschichte hier zu Ende gewesen. Aber nein, es kam eine automatische Antwort: "Die Daten zu ihrem Anliegen wurden am 12.06.2009 um 12:46 Uhr an uns übermittelt."

 

FiFs kornblumenblaue Augen wurden beim Lesen so groß wie ihr Erstaunen: ‚Anliegen’? Welches ‚Anliegen’? Sie hatte kein ‚Anliegen’ an ihren Energieversorger; vielmehr hat sie einen geschäftlichen Vorschlag angenommen. Solcherart in die Rolle eines Bittstellers gedrängt, der kniefällig ein Anliegen vorgebracht haben soll, schickte sie eine Reklamation hinterher, um sich gegen den unpassenden Ton zu wehren.

 

Für derlei Kommunikation mit dem Energieversorger ihres Herzens hat derselbe ein Kontaktformular eingerichtet, das dem Kunden wohl die Arbeit abnehmen soll, in Wahrheit aber nur ärgerlich ist, weil man keine Kopie für die eigene Mailverwaltung erhält. FiF strauchelte schon in der ersten Zeile. Wo unsereins ‚Betreff’ erwarten würde, hatte ein fürsorglicher Kommunikationsexperte etwas Besseres erfunden: ‚Ihr Anliegen’ steht dort, wo man den Zweck des Kontaktes nennen soll.

 

Gleichgültig, ob es um eine Beschwerde, eine Anfrage, eine Information oder was auch immer geht, in den Augen des städtischen Energieversorgers kann die P.T. Kundschaft gar nichts anderes als ein ‚Anliegen’ haben. FiF arbeitete sich zähneknirschend durch das Kontaktformular, setzte Kundennummer, Adresse und Erreichbarkeit ein und drückte auf ‚Senden’. Ätsch, geht nicht, denn FiF hatte die für die sachgerechte Bearbeitung relevante Auswahl ‚Mandl oder Weibl?’ nicht markiert.

 

Halten Sie die Luft an, denn nun wird eines der bestgehüteten Geheimnisse unserer Zeit aufgedeckt: FiF teilt Strom- und Gasanschluss mit einem ihr nahe stehenden MiF! Genau wie der Mietvertrag auch ist der Anschluss auf beider Namen angemeldet. Das kann aber nicht sein, denn das ist nicht vorgesehen. Wenn FiF also Wert darauf legt, ihr Anliegen abzusenden, in dem sie sich über die Verwendung des herablassenden Terminus ‚Anliegen’ beschwert, dann muss sie sich entscheiden, ob der in Rede stehende Gas- und Stromanschluss in weiblicher oder in männlicher Hand ist.

 

Wenn Sie bis hierher folgen konnten, haben Sie entweder ein hohes Abstraktionsvermögen oder sind selbst aus allerlei elektronischen Zumutungen gestählt hervorgegangen. Weil die Kinder schon im Bett, der Herzensmann außer Haus, und im Fernsehen Sendepause war, investierte FiF etwas von ihrer freien Zeit, um den Kommunikationsverantwortlichen des Energieversorgers ausfindig zu machen.

 

Er antwortete, er werde sich darum kümmern. Bei einer kurzen Nachschau nach 14 Tagen ist alles beim Alten. Die Umformulierung von zwei Zeilen eines Kontaktformulares dauert ungefähr 0,5 Sekunden.

 

* Die Abkürzung FiF im Kolumnentitel steht für 'Frau in Führungsfunktion'

 

Erschienen im Jahr 2009 in 'Karrieren & Konzepte' (Kundenzeitschrift von Eblinger & Partner, www.eblinger.at)