Schnarchen (2009)

Wer als PartnerIn mit lebensbedrohlichen Krankheiten wie Krebs oder Aids, mit Polyarthritis, Multipler Sklerose oder anderen ernsten Störungen zurecht kommen muß, könnte den Leidensbericht eines Schnarch-Opfers leicht als sehr unpassend empfinden. Doch anhand dieses - jedermann vorstellbaren - Beispiels lässt sich der prinzipielle Gedankengang gut aufrollen.


Es ist jede Nacht dasselbe: Mein Partner schnarcht durchdringend. In vielen erschöpften Stunden hat sich meine Einstellung immer wieder gewandelt: Was ich anfangs als ‚nicht so schlimm’ erlebte, empfand ich nach und nach zutiefst als

-        Blanke Unhöflichkeit

-        Beeinträchtigung meiner Schlafqualität

-        Rücksichtslosen Egoismus

-        Diebstahl an Lebensqualität

-        Beziehungsbeeinträchtigende Belastung

-        Höllenqual

-        Unerträgliche Zumutung

-        Organisatorische Herausforderung

-        Unentrinnbare Hilflosigkeit

-        und als ungerechtes Schicksal.


Wenn man nicht schlafen kann, nimmt die Nacht kein Ende und die Gedanken sind nicht immer freundlich. Man fühlt sich und ist ganz allein und vollständig einsam auf der großen weiten Welt; der eigene Partner ist in diesen endlosen Stunden weder Tröster noch helfender Verbündeter, sondern ganz im Gegenteil der Verursacher. Die meisten unserer LeserInnen werden diese Gefühle nur zu gut kennen, unabhängig von der jeweils verursachenden Krankheit.


Auch bei Tag ist der Hilfseinsatz des Partners begrenzt.

Ohne eigenen Leidensdruck ist sein Problembewusstsein geringer ausgeprägt. Vier, fünf auf der Hand liegende Ideen zur Bewältigung des Problems haben wir hoffnungsvoll umgesetzt, sie waren aber nur teilweise erfolgreich. Was nun?

Nun gabelt sich der Weg. Der eine Ansatz konzentriert sich in meinem Beispiel auf den ‚Absender’ der Schnarchtöne, der andere auf den ‚Empfänger’.


Aus: Mein Partner ist krank - und wo bleibe ich? (2009) ISBN 978-3901880407