Aus FiFs* busy life: Frauen sind kleinkariert

FiFs alter Chef war ein großer Mann, sachkompetent, charismatisch und erfahren in der Mitarbeiterführung. Soll heißen: er wusste, wovon er sprach.


In seinem letzten Arbeitsjahr fasste er die Beobachtungen seines Berufslebens zusammen und reichte sie in handlichen Lernportionen an seine jungen Leute.

 

FiFs Lernportion lautete „Hüte Dich vor weiblicher Kleinkariertheit!“
FiF schluckte heftig und achtete nun aufmerksam auf weibliches und männliches Verhalten bei sich und anderen.

 

Ganz Unrecht hatte er nicht, der alte Herr Kommerzialrat K.-R. O.

 

Männer sind erfahrungsgemäß nicht die besseren Menschen, aber es ist karriereplanungsmässig unübersehbar, dass sie oft ‚pflegeleicht’ an uns vorüberziehen, während wir uns im Kampf um Gerechtigkeit im Kleinen verzetteln. Wer kennt nicht die typische Dynamik von Diskussionsrunden: Anfangs sprechen ausschließlich Männer. „Solche Gockeln!“, schmunzeln wir. Wenn sich endlich auch eine Frau zu Wort meldet, liefert sie (wichtige) Beiträge zu Details. Wenn mann das Mikro ergreift, liefert er stattdessen einen Beitrag zur Weltpolitik.

 

Unser viel gepriesener Sinn fürs Detail und unsere unbestreitbare Fähigkeit, subtile Ironie auszuteilen oder zu erkennen wenn gegen uns gemünzt, machen es uns nicht leicht! Heftige fachliche Auseinandersetzungen von persönlichen Kränkungen zu trennen und eigene Beleidigtheiten zu überwinden – zumindest zu ignorieren – fällt uns nicht in den Schoß.

 

„Frauen sind in Soft Skills einfach besser“ – frau sollte diesen vordergründig lobenden Satz nicht zu schnell abnicken, denn diese Beobachtung kann sich auch gegen uns selbst wenden. Nämlich dann, wenn sich Sensibilität, das Achten auf die Stimmung (anderer) und das Ernstnehmen von Befindlichkeiten – nämlich unseren eigenen – kaugummigleich zu einem massiven Bremsklotz unserer eigenen Performance zusammenbacken.

 

A propos Weltpoltik: "Sie kann es nicht!", hatte noch in der Wahlnacht 2005 G.S., im Wahlkampf verbitterter Vorgänger der deutschen Bundeskanzlerin A. M., vor laufender Kamera über seine erfolgreiche Rivalin gesagt. Die zuhörende Männerriege hatte sich schulterklopfend zugegrinst.

 

Doch was tat M.?
Ging sie aufs Klo weinen?
Nicht bekannt.
Ließ sie sich durch diese unverschämte Kränkung entmutigen?
Schaut nicht so aus.
Schmiss sie schmollend das Handtuch?
Im Gegenteil!
Sie streifte ihr ewiges Dreiknopf-Sakko über dem Busen glatt, biss die Zähne zusammen und zeigte der Welt, dass sie es kann.
Nicht besser und nicht schlechter als die Männer vor und nach ihr.

 

... und als die weltpolitischen Alphatiere in Heiligendamm an der Ostsee zu ihren Füssen lagen, hat sie fein gelächelt...

 

* Die Abkürzung FiF im Kolumnentitel steht für 'Frau in Führungsfunktion'

 

Erschienen im Jahr 2009 in 'Karrieren & Konzepte' (Kundenzeitschrift von Eblinger & Partner, www.eblinger.at)