Ballonfahrt für den Koitus

Wenn das männliche Multifunktionstool gerade nichts zu tun hat, ähnelt der Kanalausgang an der Spitze einem flachen kleinen Knopfloch. Aber wenn etwas zu transportieren ist (Urin, Sperma oder dann und wann ein Nierensteinchen), können sich ‚Knopfloch’ und Kanal auf fünf bis sechs Millimeter erweitern. Wir sprechen vom männlichen Harnleiter.


'Stoppel' zum Verschluss der Harnröhre

Fünf bis sechs Millimeter Durchmesser, in den man etwas hineinstecken könnte. Beispielsweise einen kleinen Stoppel, so klein, dass man ihn eher ‚Stoppelchen’ nennen sollte, der den Kanal abdichtet und den Samenerguss in einem kleinen Ballon aufnimmt. Wenn Coitus interruptus zwar das angestrebte aber nicht das erreichte Ziel war, dann kann es wünschenswert sein, den Harnleiter zuvor verschlossen zu haben. Andernfalls kann aus dem Lover schnell ein Papa werden.

 

Diese ‚Male Internal Contraceptive Appliance’ war kein durchschlagender Erfolg. Die britische Pionierin der Familienplanung, Marie Stopes, urteilte 1923 in ihrem Buch ‚Contraception’ vernichtend: „Es erschien mir gefährlich und völlig absurd, aber es kann sein, dass unwissende Menschen es dennoch verwendet haben. Ich wüsste nichts Positives darüber zu sagen.“

 

Die Suche nach Verhütungsmethoden für den Mann ist nicht neu. Heute kennen wir im wesentlichen nur das Kondom und die Sterilisation. Alle anderen Anläufe waren bis jetzt wirkungslos, oft sogar gefährlich. Marie Stopes beschreibt in ihrem Buch auch eine Erfindung zur Injektion zerstörerischer Substanzen in die männliche Harnröhre. „Es versteht sich von selbst, dass ich alles dazu tat, [den Erfinder] von seinem Vorhaben [es patentieren zu lassen] abzubringen.“

 

Ein Erfolg des Forschungsprojektes ‚Pille für den Mann’ zeichnet sich nicht wirklich ab. Zum einen gibt es bisher keine Substanzen, die garantiert bei jedem Mann alle zig Millionen Spermien blockieren – ohne ihm gleichzeitig auch die Lust zu nehmen. Zum anderen sind nur wenige Frauen so risikofreudig, ihr künftiges Leben von seiner Verlässlichkeit (der täglichen Pilleneinnahme) abhängig zu machen.

 

Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch, 1150 Wien, Mariahilfer Gürtel 37. Geöffnet Mittwoch bis Sonntag 14 – 18 Uhr. www.muvs.org