Aus FiFs* Busy Life: Hut ab!

Wir haben das Gesicht noch vor Augen: Monica Lewinsky, die Praktikantin aus dem Weißen Haus. Ihr Cap wurde zum Klassiker der Hutmode. Es lässt Locken dekorativ fließen oder diszipliniert die Mähne, je nach kostümtechnischer Dramaturgie, meteorologischen Verhältnissen oder naturgegebenen Ressourcen. Ein Hingucker mit Anspruch: Jung, smart, sexy.

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Monicas Hütchen putzt fast jedes Outfit. Darum trägt es auch FiF gern. Zum Beispiel zum Kundentermin. Was passiert jetzt mit dem Hütchen? Abnehmen? Der merkwürdige Druckstreifen quer über der Stirn widersteht auch heftigem Rubbeln. Auflassen, weil es doch Teil der ausdrucksstarken Inszenierung ist, mit der FiF signalisiert, dass sie nicht nur dynamisch und kompetent, sondern auch smart und sexy ist?

 

Mit Hildegard Knefs Schlapphut oder Muttis Pelzhaube wäre FiF dieses Dilemma erspart; die müssten runter, keine Frage. Auch als Mann hätte FiF dieses Problem nicht, es sei denn sie wäre Joseph Beuys, Udo Lindenberg oder Ich, Ano Nym.

 

Bevor FiF entscheiden kann, ob Monicas Cap beim Kundentermin auf dem Kopf bleiben darf oder nicht, muss sie erst einmal dorthin kommen. Huttechnisch gesehen ist die Anfahrt per Auto empfehlenswerter als die per Flieger. Nicht der böige Fahrtwind unserer soeben erreichten Reisegeschwindigkeit von 400 Knoten in 34 000 Fuß Höhe reißt FiF das Hütchen vom Kopf, sondern der Wille der ‚Flugsicherheitsassistenten’ beim Sicherheitscheck. Ihres Amtes waltend vermuten sie unter FiFs Kopfbedeckung Sprengstoff, Drogen und Waffen und verlangen daher erbarmungslos die Durchleuchtung desselben. So steht FiF demütig und barhäuptig am Ende des Transportbandes, bis sie ihr Cap wieder einsammeln darf - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter dem Rucksack zerquetscht.

 

Mit herabhängenden Locken und dem Hut in der Hand schleicht FiF zur Toilette, um sich bekleidungsmäßig wieder in Form zu bringen. Flughäfen sind zweifellos von sadistischen Glatzköpfen geplant, die aus schierem Neid frau das Vergnügen an Monicas Cap missgönnen. Oder weiß jemand einen anderen Grund, warum es den nächsten Spiegel erst meilenweit hinter der Sicherheitskontrolle gibt? Jetzt wäre FiF gerne unsichtbar. Doch trifft sie unterwegs garantiert auf den coolen CFO, an dem sie nicht nur berufliches Interesse hat, oder auf die ungeliebte Mitbewerberin, die blöde grinst.

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Damit frau ihr Hütchen wieder aufsetzen kann – möglichst genau so schnittig wie heute früh – braucht sie nicht nur einen Spiegel sondern auch beide Hände. Doch auf der endlich erreichten Toilette gibt es keinen Haken für Laptoptasche und Jacke. Und das Waschbecken samt Ablage ist eine einzige Pfütze. Hut ab, Herr Architekt – gut mitgedacht!

 

* Die Abkürzung FiF im Kolumnentitel steht für 'Frau in Führungsfunktion'

 

Erschienen in der Zeitschrift 'Karrieren & Konzepte 2/2009' (Kundenzeitschrift von Eblinger & Partner www.eblinger.at)