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Harald Havas: Unglaubliches Wien – Entdeckungen für Fortgeschrittene
Was ist auf den 90 (!) Wappenschilden der 23 Wiener Bezirken zu sehen? Unter anderem 38 symbolhafte Darstellungen von Heiligen, Aposteln und Engeln, darunter je 4 mal die Hl. Maria (8., 13., 14. und 21. Bezirk) und der Hl. Johann Nepomuk (2., 12., 18. und 20. Bezirk) und je 3 mal der Erzengel Michael (9., 15. und 19. Bezirk) und der Hl. Laurenz (5., 14. und 18. Bezirk).
Harald Havas liefert in seinen ‚Entdeckungen für Fortgeschrittene’ nicht nur Amüsantes sondern auch jede Menge lokalhistorische Informationen, die der Leser ansonsten kaum oder nur mit Mühe erfahren könnte. Er hat beispielsweise herausgefunden, warum die Wiener Autobahneinfahrt bei Kilometer 9 aufhört, wo der Schwedenplatz eigentlich ist, welcher Teil des Rings wann wie geheißen hat und warum es in der Baumgasse 7 ein Haustor gibt, das nirgends hinführt als in einen winzigen Schlitz zwischen den beiden Nachbarhäusern usw.
Havas’ Neugierde kennt kein Halten: Er untersucht, wo Wiens ‚Tor zur Hölle’ ist - bei der Einmündung der Wien in den Donaukanal oder vor dem Palais Razumofsky im 3. Bezirk. Er erforscht, welcher Platz für welche Hinrichtungsart gewählt wurde: „Während man am Tabor ertränkt, Am Hof gevierteilt, am Schweinemarkt (Lobkowitzplatz) erhängt, am Rabenstein (Schlickplatz) gerädert oder durch das Schwert gerichtet, am Wienerberg (bei der Spinnerin am Kreuz) durch diverse Methoden zu Tode gebracht und – historisch gesehen zuletzt – im Landesgericht I bis 1950 erhängt wurde, wurde man auf der Gänseweide (im heutigen 3. Bezirk) üblicherweise verbrannt.“ (S. 110) Der Leser erfährt, was es mit den Wiener Postleitzahlen 1300 (Flughafen Schwechat, in Niederösterreich gelegen), 1400 (Uno-City) und 1500 (Österreichische Feldpost) auf sich hat. Und wiederum liefert er neben dem Wissenswerten gleich auch Amüsantes: Die Postleitzahl 1350 steht für die „Erfassung von Rückläufern im Auftrag von Massenversendern“, und die Nummer 1008 ist der amtliche Reißwolf für Retouren zur Vernichtung.
Für den stadthistorisch Interessierten ist der Band ‚Unglaubliches Wien’ eine reiche Quelle für Fakten, die von der akademischen Geschichtsschreibung übersehen wurden, nicht bedeutend genug oder zu flüchtig sind.
Harald HAVAS, Unglaubliches Wien – Entdeckungen für Fortgeschrittene, Metroverlag, Wien, 2012, ISBN 978-3-99300-090-5, 190 Seiten, € 19,90.
Meine Buchbesprechung erschien in den 'Wiener Geschichtsblättern', 2013, hrgg. vom Verein für Geschichte der Stadt Wien.
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